Geschichte

Aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema Weihrauch

Wenn man sich die Anwendungsgebiete anschaut, bei denen Weihrauch eingesetzt wurde, fällt auf, dass viele Erkrankungen einen entzündlichen Hintergrund gemeinsam haben.

Viele Forschungsgruppen wollten daher dem Geheimnis auf die Spur kommen, wie genau die Inhaltsstoffe des Weihrauches bei entzündlichen Prozessen im Körper eingreifen können.

Die antientzündliche Wirkung des Weihrauchs

Weihrauch, der auf lateinisch Boswellia heißt, enthält neben anderen Inhaltsstoffen ganz besondere Säuren, die nur im Weihrauchharz vorkommen, die Boswelliasäuren. Enzyme spielen bei vielen Vorgängen im Körper eine wichtige Rolle. Unter anderem auch bei Entzündungsvorgängen; eines davon ist die 5-Lipoxygenase. Erste Forschungsergebnisse zeigten, dass die 5-Lipoxygenase von Boswelliasäuren gehemmt werden kann. Die 5-Lipoxygenase ist ein Enzym, das eine große Rolle bei Entzündungsvorgängen im Körper spielt. Vor allem die oft zitierte AKBA (Acetyl-Keto-Boswelliasäure) zeigte hier die beste Hemmwirkung.

Viele Weihrauchzubreitungen werben daher, dass ihr Produkt besonders viele Boswelliasäuren enthalten. Vor einiger Zeit fand man jedoch heraus, dass AKBA bei Einnahme von Weihrauchzubereitungen nicht in denen Mengen ins menschliche Blut gelangen kann, die man bräuchte, um die Enzyme (5-Lipoxygenase) zu hemmen, und somit auch keine Wirkung bei entzündlichen Vorgängen erzielen kann. Da Weihrauch nun aber die bekannten Wirkungen hat, war die Schlussfolgerung, dass es noch andere Wege geben muss, wie Weihrauch entzündliche Vorgänge im Körper hemmt.

Schließlich fand man heraus, dass ein weiteres Enzym von Boswelliasäuren gehemmt werden kann. Die mPGES-1 (mikrosomale Prostaglandin E-Synthase -1) spielt eine sehr wichtige Rolle bei Entzündungen. Das Enzym wurde 1999 entdeckt und hat seitdem eine hohe Stellung in der Entzündungsforschung. Weltweit forschen tausende von Forschern danach, wie man dieses Enzym hemmen kann.

Die bekannten Schmerzmittel Aspirin® und Ibuprofen zum Beispiel hemmen ein spezifisches System - die Cyclooxygenasen - und bewirken dadurch, dass die Schmerzen reduziert werden und die Entzündung nachlässt. Jedoch gibt es bei diesen und anderen Schmerzmittel das Problem der potenziellen Nebenwirkungen, da gleichzeitig auch wichtige, physiologische Funktionen des Körpers quasi mitgehemmt werden (können).

Das Enzym mPGES-1 arbeitet in der Entzündungsreihenfolge erst nach den Cyclooxygenasen und wird erst bei entzündlichen Vorgängen aktiviert. Durch die Hemmung dieses Enzyms erhofft man sich daher, dass potenzielle Schmerzmittel-Nebenwirkungen reduziert werden können.

Im Weihrauch haben bestimmte Boswelliasäuren die besten Hemmwirkungen auf die mPGES-1 und bei Gabe von definierten Weihrauch-Extrakten können diese benötigten Konzentrationen im menschlichen Blut auch erreicht werden.

Vor kurzem fand man auch heraus, dass auch andere Säuren, die im Weihrauch vorkommen, zur antientzündlichen Wirkung beitragen können. Unter anderem hemmen verschiedenen Tirucallensäuren die Enzyme der mPGES-1 auch sehr potent.

Alle diese Hemmwirkungen sind bisher fast ausschließlich sogenannte in vitro Daten – also im Reagenzglas. Weitere Studien mit Weihrauch können möglicherweise ein genaueres Bild der Wirkung des Weihrauchs zeigen und die Erfahrungsberichte auch klinisch bestätigen.